Auszeithaus
Worum geht es?
Gründung eines Auszeithauses für Menschen, die Opfer von organisierter sexualisierter und institutioneller Gewalt, häufig seit der Kindheit sind und Trauma bedingt unter einer dissoziativen Identitätsstruktur (DIS) leiden.Das Haus soll kostenlos für solche traumatisierte Frauen und Männer geöffnet werden, die im eigenen Ausstieg aus den jeweiligen Gewaltstrukturen schon so weit fortgeschritten sind, dass sie sich selbst versorgen können, selbständig einkaufen können, sich selbst eine Tagesstruktur geben, zeitweise auch allein sein können und die stabil genug sind, um sich selbst zu regulieren.
Was ist darunter zu verstehen?
Als organisierte sexualisierte Gewalt bezeichnet man die systematische Anwendung schwerer sexueller Gewalt in Verbindung mit körperlicher und psychischer Gewalt an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Sie findet durch mehrere Täter und Täterinnen beziehungs- weise Täternetzwerke statt. Häufig ist dies mit kommerzieller sexueller Ausbeutung verbun-den, zum Beispiel durch Zwangsprostitution, Kinderhandel oder durch die Herstellung von Missbrauchsabbildungen, sogenannte Kinder- oder Gewaltpornografie.
Dient eine Ideologie zur Begründung oder Rechtfertigung der Gewalt, wird dies als institutionelle (ggf. auch rituelle) Gewaltstruktur bezeichnet. Trauma bedingt entwickelt sich dadurch eine dissoziative Identitätsstörung (DIS), was bedeutet, dass die Persönlichkeit in zahlreiche innere Anteile aufgespalten ist.
Es soll ein Haus werden, in dem die betroffenen Frauen oder Männer − ggf. mit ihren Kindern u/o Haustieren− für eine begrenzte Zeit von ca 2 Wochen kostenlos die Möglichkeit bekommen, dem belastenden Alltag zu entfliehen und in sicherer Umgebung zur Ruhe zu kommen. Sie sollen zusammen oder allein mal wieder durchschnaufen können, sich mit Gleichgesinnten austauschen und vernetzen und ihren Fokus auf schöne Dinge lenken können. Die Kosten für Anreise und Verpflegung müssen von den Betroffenen selbst aufgebracht werden.
Gleichzeitig wollen wir mit einzelnen Zimmern auch die Möglichkeit schaffen, für eine längere Zeit im WG- Kontext das Allein-Wohnen üben zu können.
Das Haus soll für solche traumatisierte Frauen und Männer geöffnet werden, die im eigenen Ausstieg aus den jeweiligen Gewaltstrukturen schon so weit fortgeschritten sind, dass sie sich selbst versorgen und selbständig einkaufen können, sich selbst eine Tagesstruktur geben, zeitweise auch alleine sein können und die stabil genug sind, um sich selbst zu regulieren.
Warum ein Auszeithaus, wenn die Menschen hinterher in ihre alten Gewaltstrukturen zurückkehren müssen?
Gerade diejenigen, die von organisierter und institutioneller Gewalt betroffen sind, entrinnen ihren Tätern niemals − egal wo sie wohnen − es sei denn sie schaffen es, sich mit therapeutischer Hilfe, einem funktionierenden Helfernetz und mit all ihren inneren Anteilen selbst von dem Kult, der Sekte oder vergleichbaren Strukturen zu befreien. Dieser Schritt ist extrem schwierig und sehr langwierig. Therapien kann ein Auszeithaus nicht anbieten; die müssen in den entsprechenden Heimatorten weiterlaufen. Aber immer mal wieder Ruhe vor den Angriffen der Täter und den Anstrengungen des täglichen Lebens zu finden, Zeit für Austausch und Vernetzung und die Möglichkeit zu bekommen, sich nur mit den eigenen vielen inneren Anteilen zu beschäftigen, eben eine wirkliche Auszeit zu bekommen, ist unglaublich hilfreich und wichtig für diese Menschen.
Die gemachten Erfahrungen in einem schon bestehenden Auszeithaus im Allgäu zeigen den hohen Bedarf und die großen Erfolge für die Betroffenen. Genaue Zahlen sind sehr schwer zu generieren, da die Dunkelziffer extrem hoch ist.
Wildwasser, Würzburg (unabhängige Fachberatungsstelle für Opfer von sexueller Gewalt) berichtet, jedes Jahr 5-6 neue Missbrauchsopfer aus dem organisierten Kontext zu beraten und insgesamt momentan ca 50 Frauen aus den organisierten Gewaltstrukturen zu betreuen.
Wir versprechen uns von dem Auszeithaus, die laufenden Therapien verkürzen zu können und dadurch wertvolle Lebenszeit zu verschenken!
Fazit
Die betroffenen Menschen brauchen ganz dringend eine Lobby; Menschen, die sie ernst nehmen und sie mit voller Kraft und Engagement unterstützen!
Im Rahmen meiner ärztlichen Tätigkeit habe ich Kontakt zu grausamen Praktiken der organisierten sexualisierten Gewalt bekommen; einer Tatsache, die völlig unvorstellbar erscheint und die trotzdem pure, grauenvolle Wirklichkeit ist. Wir alle können so unendlich froh und dankbar sein, ein freibestimmtes, selbstständiges Leben führen zu können!
Warum sollten wir uns also nicht dafür einsetzen, diesen Menschen behilflich zu sein?
Speziell das Thema der rituellen Gewalt wird leider immer wieder in Artikeln namhafter Zeitschriften wie zuletzt Der Spiegel für ad absurdum erklärt; vornehmlich mit dem Argument, dass es nicht gibt, was nicht beweisbar ist, und dem Vorwurf, TherapeutInnen suggerieren ihren KlientInnen solche Ideen nur.
Die vielen Berichte von Betroffenen, die sich aufgebracht und entschieden gegen solche Darstellungen wehren, können und dürfen nicht überhört werden, auch wenn es keine Beweise gibt!